Theorie und Praxis, erklärt am Thema Tierschutz!
Wer in Bayern die Programme der politischen Parteien liest, der könnte glauben, dass es um den Tierschutz bei uns nur gut stehen kann. Schließlich liest man hier „Tierschutz hat für uns eine große Priorität“, „Eine große Aufgabe sind die teils kranken 300.000 streunenden Katzen in Bayern, wir fordern eine Katzenschutzverordnung“, aber auch „Tierschutz ist unverzichtbarer Dienst an der Bevölkerung“ oder „Tierheime nehmen gefundene und kranke Katzen auf, deshalb muss man sie finanziell absichern“!
Leider erleben wir aber immer wieder, dass außer netten Absichtserklärungen wenig passiert. Tiere haben eben keine Lobby und keine Stimme und so sind gerade Gnadenhöfe ausschließlich auf finanzielle Spenden angewiesen. Wie viele Andere sind auch wir der Meinung, dass hier den Versprechungen auch endlich Taten folgen müssen!
Besonders das Thema Kastrationspflicht brennt vielen Tierfreunden auf den Nägeln. Während deutschlandweit seit Jahren in über 1.100 Kommunen eine Katzenschutzverordnung gilt, trifft dies auf Bayern nur punktuell zu. Aber Papier ist geduldig, das trifft eben auch auf Wahlkampfzeiten zu.Deshalb haben wir in den letzten Monaten versucht, Politiker verschiedener Parteien auf die schwierige Lage des Tierschutzes aufmerksam zu machen. Die Ergebnisse, nun ja, aber lest selbst :
Erstes „Opfer“ war der frühere Münchner SPD Oberbürgermeister Christian Ude, er ist ja bekanntlich ein großer Katzenfreund. Deshalb kam die Idee, Herrn Ude zu bitten, eine Schirmherrschaft über unseren Gnadenhof anzunehmen. Ziel war dabei auch, durch die immer noch große Popularität Ude‘s mehr Aufmerksamkeit für kranke, alte und behinderte Tiere zu erzielen. Wir nahmen per Mail Kontakt auf, das Ergebnis : nicht einmal eine Antwort!
Bereits kurz nach dem Einzug in Ried hatten wir versucht, die CSU Landtags-Vorsitzende Ilse Aigner zu einem Besuch bei uns zu bewegen. Frau Aigner wohnt ja nur wenige Kilometer entfernt in Feldkirchen-Westerham. Diese Anfrage wurde immerhin, wenn auch abweisend, beantwortet. Aufgrund vieler wichtiger Termine sei das leider nicht möglich, aber Frau Aigner würde eventuell mal einfach so, auf „einen Sprung“ bei uns hereinschauen. Nachdem 12 Monate später offenbar weiter wichtige Termine einen Kurzbesuch von Frau Aigner nicht ermöglichten, haben wir vorsichtig nochmals einen Versuch gestartet, leider weiter ohne Erfolg!
Nachdem in Bayern ja der Tierschutz im Umweltministerium angesiedelt ist, versuchten wir es nun bei Minister Thorsten Glauber von den Freien Wählern. Immerhin wurde hier die Anfrage zeitnah beantwortet, der Herr Minister hat mindestens bis Weihnachten viele wichtige Termine und steht deshalb für den Besuch eines Gnadenhofs nicht zur Verfügung!
Last but not least versuchten wir es nun bei den bayrischen Grünen, der nach eigenen Angaben Tierschutzpartei schlechthin. Wir versuchten, die Co-Vorsitzende in Bayern Katharina Schulze davon zu überzeugen, dass ein Besuch unseres Gnadenhofs sinnvoll wäre. Ergebnis, ihr ahnt es wahrscheinlich: Frau Schulze steht nicht zur Verfügung, aber immerhin bot man uns den Besuch von zwei jungen Nachwuchspolitikern, die gerne in den Landtag einziehen möchten, an. Nachdem aber aktuell in Bayern Wahlkampf herrscht und wir uns nicht für derartige Termine zur Verfügung stellen wollten, lehnten wir dankend ab.
Vier Parteien, alle im bayrischen Landtag vertreten, aber leider hat niemand Zeit, sich über das angeblich so wichtige Thema Tierschutz zu informieren. Was heißt das für die Wahlen in Bayern ? Ganz einfach, gar nichts! Denn uns geht es ausschließlich um das Thema Tierschutz. Wir wollten auf die schwierige Lage von Gnadenhöfen und Tierheimen und die Wichtigkeit der Kastration von 300.000 in Bayern freilaufenden Katzen aufmerksam machen, leider ohne Erfolg.
Was bleibt, ist weiter das Gefühl, dass Tiere in unserer Welt eben nur eine „Nebensache“ sind. Auch wenn sich mancher Politiker werbewirksam mit Hund oder Katze fotografieren lässt, ein echtes Interesse am Tierschicksal in Bayern können wir leider nicht feststellen.