Bayern ist doch ein schönes Land, hier ist meist die Welt noch in Ordnung!
So auch in einem kleinen Dorf im Oberland, nahe der Autobahn A 8. Ein paar Gasthäuser, eine Kirche, so kann man am Sonntag nach der Messe noch den Frühschoppen genießen. Und wenn man dabei im Biergarten sitzt, gibt es sogar den Blick auf die Alpenkette gratis dazu. Ja es ist wirklich schön hier, hier kann man es als Mensch wunderbar aushalten und glücklich alt werden.
Doch leider hat auch dieser kleine Ort zwei Seiten, vor allem wenn man ein alter kranker Kater ist! Wir möchten hier mal die andere Seite aufzeigen, also nicht das „Bilderbuch - Bayern mit Dirndl und Lederhose, sondern das Leid eines Katers, der einfach zum Sterben auf die Straße geworfen wurde.
Es geht in dieser traurigen Geschichte um Gustl, einen 18-jährigen Kater, der in besagten Ort in einer Familie lebte. Wie sein Leben bisher verlaufen ist, wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass Gustl unheilbar an einem Bauchspeicheldrüsen-Tumor erkrankt war, bei einer rechtzeitigen Behandlung wäre eine Hilfe wohl möglich gewesen. Dazu ist Gustl taub und praktisch blind, beides ist in diesem Alter nicht ganz ungewöhnlich. Doch was ist mit besagtem Kater passiert, wurde er geliebt, gepflegt, gestreichelt, damit er auf seine alten Tage noch ein einigermaßen lebenswertes Katzenleben hat ?
Leider scheint dies eher nicht so gewesen zu sein. Denn der alte, todkranke, blinde und taube Kater wurde Anfang September einfach vor die Tür gesetzt! Grund: eine angebliche Katzenhaarallergie der beiden Kinder. Und da fragen wir uns, was hat man sich dabei eigentlich gedacht ? Wahrscheinlich nichts ! Oder tröstete man das eigene Gewissen, wenn überhaupt vorhanden, mit dem Gedanken „Der findet schon wieder einen Unterschlupf“! Wir möchten zumindest nicht unterstellen, dass man so die Kosten für das Einschläfern des todkranken Katers einsparen wollte.
Doch zurück zum Gustl. Der arme Kerl irrte verzweifelt durch den Ort, stets auf der Suche nach Essen und einem trockenen Plätzchen. Denn gerade in diesen Wochen lag Bayern unter einem gewaltigen Regentief, so versuchte er immer wieder, in Geschäften durch die Tür zu huschen um etwas Essbares zu finden und wenigstens das völlig nasse Fell zu trocknen. Gottseidank wurde ihm auch von einer Katzenfreundin immer wieder ein Bissen zugesteckt. Sie war es dann auch, die sich an uns wandte mit der Frage, ob wir denn Gustl helfen könnten.
Bereits am nächsten Tag nahmen wir mit der eigentlichen „Besitzerin“ Kontakt auf, um dem Kater helfen zu dürfen. Ja, auch das ist so bei uns, nimmt man eine Katze und sei sie noch so arm, einfach mit, macht man sich des Diebstahls einer „Sache“ schuldig!
Sofort nach seiner Ankunft in unserem Gnadenhof wurde uns klar, Gustl war in einem absolut lebensbedrohenden Zustand, völlig ausgehungert und dehydriert. Sein Hunger war so groß, dass er als erstes von gefülltem Napf zu gefülltem Napf spazierte, um sich erstmal richtig satt zu essen. Nach der Erstversorgung folgte dann eine Bestandsaufnahme durch unsere Tierärztin und da war sofort klar, eine Entfernung oder Bestrahlung des Tumors war in diesem Stadium nicht mehr möglich, das hätte viel früher erfolgen müssen. So versuchten wir seit diesem Tag Gustl palliativ bestmöglich zu betreuen, wobei wir natürlich trotzdem auf ein Wunder hofften.
Nachdem Gustl medikamentös versorgt war, wirkte er glücklich und schon bald war ein leises Schnurren aus seinem Schlafkörbchen zu hören. Als wir zeitnah dann die Auswertung der Blutwerte erhielten, war schnell klar, dass jetzt eine Entscheidung fällig war. Einschlafen oder eine schnelle Bluttransfusion! Wir entschieden uns für das Zweite, denn Gustl sollte wenigstens an seinem Lebensende noch einige glückliche Tage erleben.
Der Gesundheitszustand von Gustl zeigte sich nach der Bluttransfusion stark verbessert, er marschierte durch unsere Räume, sah sich neugierig alles an und wenn er bei seiner Wanderung zufällig einen vollen Napf sah, wurde der Spaziergang zu einem kleinen Imbiss unterbrochen. Um ihn noch besser unter Kontrolle zu haben, durfte er sogar bei unserer Birgitt einziehen, hier erlebte er besonders schöne Tage, er wurde liebevoll betreut und auch wir freuten uns über jeden Tag, den Gustl so ohne Schmerzen, ohne Hunger und in einer warmen Wohnung verbringen durfte. Er lebte auch auf, offenbar war ihm bewusst, dass ihm keine lange Zeit mehr bleiben würde und so jede Minute kostbar war. ♥️
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Im Laufe des 13. Oktobers merkte man, dass Gustl immer müder wurde. In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober schlief Gustl friedlich ein. 😢 Wir konnten ihm wenigstens 24 Tage zeigen, dass auch er ein geliebtes Wesen ist. Er wird, wie alle unsere Miezen, in unserer KatzenTRaum Grabstätte auf dem Tierfriedhof Goldach seine letzte Ruhe finden.
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Wir bedanken uns bei allen Freunden, die uns bei der Aufnahme von Gustl finanziell unterstützt haben. Gustl bleibt für uns ein Mahnmal, das zeigt, dass Tiere in unserer Gesellschaft noch immer bei zu Vielen keinen wirklichen Stellenwert haben. Er wird auch auf Dauer das Titelbild unseres Instagram-Accounts bleiben.
Gustl, dein Leben war nicht umsonst, du wirst für immer einen Platz in
der Geschichte des KatzenTRaums haben! ♥️🙏🏼😢🌈