“Doc“ Caro erzählt …..
Caro Pech, die neben der Betriebs- auch die medizinische Verantwortung trägt, gibt heute einen interessanten Einblick in ihre „Sprechstunde“ ! Doch lassen wir sie selbst berichten :
Auf der Liste was Katzen am wenigsten leiden können, nimmt das Verabreichen von Medikamenten sicher einen Spitzenplatz ein. Dies ist auch bei den meisten unserer Katzen so, manchmal helfen auch hier nur kleine Tricks. Zweimal am Tag heißt es : „Antreten zur Medikamentenausgabe“ , dann beginnt die Zeit der Spritzen, Tabletten, Tropfen und Salben.
In meinen beiden kleinen Schubwägen die mit Fächern ausgestattet sind, richte ich schon am Abend vorher die Medikamente her, die am nächsten Tag gegeben werden müssen. Jede Katze hat bei uns ihr eigenes Fach mit Namen und optischer Beschreibung, damit es nicht zu Verwechslungen kommen kann.
5 Tage die Woche gebe ich die Medikamente selbst, an meinen beiden freien Tagen übergebe ich diese Aufgabe meiner Kollegin Angie, eine unserer tollen Mitarbeiterinnen.
Wenn Medikamente anfallen, die etwas schwieriger zu verabreichen sind, komme ich aber auch an meinen freien Tagen in den KatzenTraum, um meine Schützlinge zu versorgen. Das sind dann meistens Infusionen oder andere schwierigere Behandlungen an „komplizierten“ Katzen.
Seit ich im KatzenTraum arbeite, ist es mein Ziel, Ordnung, System und Übersicht einzuhalten und bei der Medikamentenführung und Medikamentengabe umzusetzen. Jede Katze hat nun eine Dateikarte, auf der steht, woran die Katze leidet oder früher gelitten hat und welche Medikamente bisher verabreicht wurden.
Gleichzeitig führe ich eine Liste, welche Medikamente wir im Haus haben, wie viele wir benötigen und wie viele wir verbrauchen. Dazu gibt’s eine Aufzeichnung über die tägliche Medikamentengabe die mit Namen und Datum geführt wird. So kann ich auch sehen, welche Arznei in meiner Abwesenheit gegeben wurde.
Da wir durch die Vergrößerung des Gnadenhofs auch mehr Mitarbeiter haben, ist richtige Ordnung besonders wichtig da man nur so die Übersicht behalten kann.
So viel zum Bürokratischen, nun geht’s in die Praxis !
Hier beginnt jeder Morgen mit einem Rundgang durch den Gnadenhof . Zuerst werden die schwer erkrankten Katzen aufgesucht und kontrolliert. Wobei ich bei akuten Notfällen manchmal auch die Katze nach Hause nehme um sie während der Nacht zu überwachen. Ungeimpfte, ansteckend kranke, oder instabile Katzen, die durchgehend eine Überwachung benötigen, wohnen in Einzelzimmern in der Quarantäne/ Krankenstation und werden dort medizinisch versorgt.Alle anderen Miezen, die chronisch krank und/oder nicht ansteckend sind , dürfen frei mit den anderen Katzen laufen. Sie müssen mit ihrer Erkrankung ihr restliches Leben zurechtkommen und sollen diese Zeit soweit möglich genießen . Da sie keine Gefahr für andere Katzen sind, dürfen sie sich frei im Haus oder Garten bewegen.Schließlich sind wir ja ein Gnadenhof.
Fast alle unserer Fellnasen sind chronisch erkrankt oder haben ein kleines bis hochgradiges Handicap. Einige Katzen sind leider nur noch Palliativ bei uns, da kein Medikament und keine Behandlung mehr anschlägt. Diesen Katzen werden Medikamente zur Symptom-Stillung verabreicht, sodass sie sich trotz ihrer schweren unheilbaren Erkrankung gut fühlen und keine Schmerzen haben.
Da wir fast ausschließlich alte und schwer kranke Katzen haben, muss ich sie täglich ganz genau kontrollieren.Wie sehen die Augen aus? Sind sie klar, trüb, gerötet? Wie sehen die Schleimhäute aus? (Augen und im Mäulchen) Sind die Schleimhäute rosa? Blasse Schleimhäute sind immer ein Indiz für eine Erkrankung. Wie sieht das Fell aus, ist es struppig?Wirkt die Katze ausgetrocknet?
Wichtig ist auch die Kontrolle der Augen – sinkt die Pupille langsam ein, spricht das für eine Austrocknung. Ein guter Test auf Dehydrierung ist auch das „Hautziehen“. Man nimmt dazu Haut im Schulterbereich zwischen zwei Finger und zieht vorsichtig dran. Die Haut sollte bei einer ausreichend mit Flüssigkeit versorgten Katze nach dem Loslassen umgehend in die Ausgangsposition zurückkehren .
Alte Katzen trocknen schneller aus. Sie trinken schlicht und ergreifend einfach weniger, manchmal vergessen sie es einfach. Um unseren Katzen im KatzenTraum das Trinken etwas schmackhafter zu machen, haben wir überall viele plätschernde Trinkbrunnen stehen und bieten teilweise verdünnte, laktosefrei Milch an.
Während meiner Untersuchung taste ich auch jedes Mal das Bäuchlein der Patienten ab. Ist es prall, gefüllt, leer, aufgebläht, schwammig? Dies mag nicht jeder gern, nur Kater Keks liebt es, er empfindet es wohl als Bauchkraulen. Wie ist die Atmung der Katze, die Atemfrequenz, röchelt sie, atmet sie schnell? Wie sieht der Genitalbereich aus, ist der Popo schmutzig, sieht es nach Durchfall aus?
Wie sieht der Kot prinzipiell aus?
Das sind nur ein paar Beispiele, auf die ich täglich bei unseren Fellnasen achten muss. Das benötigt sehr viel Zeit, teilweise Stunden, denn wir haben viele Katzen und nebenbei klingelt es an der Tür und oft gleichzeitig auch das Telefon.
Wenn ich mir die Katze angeschaut habe, bekommt sie ihre Medikamente.Wie Tabletten verabreicht werden müssen, dafür gibt es mehrere Optionen: Entweder gebe ich die Tablette versteckt in einem „Trojaner“, einem weichem Leckerli, das extra für Medikamente erfunden wurde und bei Tierärzten erhältlich ist, oder ich verpacke sie in einer Leberwurst oder Schleckpaste bzw. in einem anderen Leckerli das die Katze gerne mag. Unser Wastl freut sich immer schon, wenn’s Tabletten gibt, denn Leckerlis liebt er.
Oft sind Katzen aber ganz raffiniert und wissen genau, was da drinnen steckt und lassen sich nicht überlisten. Dann gebe ich die Tablette direkt: Ich fixiere die Katze und öffne das Mäulchen an der Seite mit meinen Fingern und schiebe die Tablette entweder mit einem Tablettengeber oder direkt mit den Fingern tief in den Rachen, schließe ihr Mäulchen und streichle ihren Hals, um sie zum Schlucken zu animieren. Die kleine Susa ist manchmal so ein Fall, Medikamente findet sie bäh… ! Teilweise hilft es auch Medikamente in Wasser aufzulösen und mit einer Spritze oral zu verabreichen.Dazu gibt es auch Pulver das übers Futter gegeben werden kann.
Bei der Verabreichung einer Injektion, fixiere ich die Katze oder lasse mir die Katze von einem Helfer fixieren. Das ist abhängig wie sehr ein Medikament unter der Haut brennt und wie tolerant eine Katze beim Spritzen ist.
Dabei ziehe ich einen Hautlappen nach oben und injiziere das Medikament subkutan ( = unter die Haut ) hinten an der Seite der Katze.
Es gibt mit Sicherheit auch Tierärzte und Pfleger die Medikamente in den Nackenbereich zwischen den Schulterblättern injizieren, was ich weniger gut finde. Eine subkutane Injektion zwischen den Schulterblättern sollte meiner Meinung nach zwingend vermieden werden, da bei einer Entzündungsreaktion diese unter das Nackenband dringen, was Komplikationen darstellen würde. Entzündungsreaktionen in den seitlichen Rumpfflächen sind leichter zu händeln und zu behandeln.
Ähnlich läuft eine Infusion intravenös ab, ist jedoch etwas aufwendiger. Dafür habe ich eine besondere Ausbildung absolviert und darf so Infusionen eigenständig durchführen.Dabei muss die Katze von einem Helfer gehalten werden während ich einen Venenkatheter lege. Der Vorteil eines Venenzugangs ist, dass die Medikamente die verabreicht werden, sofort in die Vene und in den Blutkreislauf gelangen und dadurch schneller wirken. Insgesamt befinden sich in unseren Medikamentenschränken über 120 verschiedene Arzneien, wir sind also eine kleine Katzen-Apotheke.
Sind dann alle Medikamente verabreicht, gibt es von mir zum guten Schluss noch ein paar Leckerlis als Belohnung.
Da viele der Katzen 2 x täglich Medikamente benötigen, beginnt abends zwischen 15:00 – 19:00 Uhr dann die zweite Runde der Medikamentenvergabe. Dies unterscheidet uns eben von einem „normalen“ Tierheim, bei uns steht Pflege, Fürsorge und Betreuung an vorderster Stelle. Und wenn es uns gelingt, einer behinderten, alten oder kranken Katze damit einen erfüllten und schmerzfreien Lebensabend zu ermöglichen, dann ist das der größte Dank für manch schwere Stunde in der Tierpflege.